Warum es keine KI-Strategie braucht – Der Zweck zählt, nicht der Plan
Warum es keine KI-Strategie braucht
In vielen Organisationen wird derzeit über eine KI-Strategie gesprochen. Führungskräfte wollen „strategisch mit Künstlicher Intelligenz umgehen“ – doch der Begriff wird häufig missverstanden. Wer genauer hinschaut, erkennt: Es geht weniger um eine Strategie, sondern vielmehr um eine KI-Policy – also um eine Leitlinie, die Orientierung gibt, wie KI verantwortungsvoll und zweckgerichtet eingesetzt werden soll.
"Strategie" ist der falsche Begriff
Eine Strategie beschreibt den Weg, wie ein Ziel erreicht werden soll. Sie setzt voraus, dass Ziel, Rahmenbedingungen und Wettbewerb klar sind.
Doch genau das ist beim Einsatz von KI in vielen Organisationen noch nicht der Fall. KI ist kein abgeschlossenes Geschäftsfeld, kein Produkt und kein Markt mit festen Regeln – sie ist ein Werkzeug, das sich ständig weiterentwickelt und in unterschiedlichsten Bereichen Anwendung finden kann.
Eine Strategie würde daher zu eng greifen:
Eine KI-Strategie suggeriert, man könne KI planen wie eine Expansion, eine Produkteinführung oder eine Marktpositionierung.
Doch das funktioniert nicht – weil KI nicht das Ziel, sondern ein Mittel zum Zweck ist.
Was stattdessen gebraucht wird: eine AI Policy
Eine AI Policy/KI-Leitlinie ist etwas anderes: Sie legt Richtlinien, Werte und Prinzipien fest, wie und wofür KI eingesetzt werden darf und soll.
Sie beantwortet Fragen wie:
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Wie passt der Einsatz von KI zu unserem organisationalen Zweck?
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Welche ethischen, rechtlichen und sicherheitsrelevanten Grenzen gelten für uns?
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Wie stellen wir Transparenz, Nachvollziehbarkeit und Qualität sicher?
Damit ist eine Policy grundsätzlicher als eine Strategie.
Sie schafft Orientierung, indem sie den Einsatz von KI am Zweck der Organisation ausrichtet.
Alles beginnt mit dem Zweck der Organisation
Bevor also über KI-Strategien gesprochen wird, sollte eine Organisation sich fragen:
„Was ist eigentlich unser Zweck – und wie kann KI diesen unterstützen?“
Denn der Zweck der Organisation (Purpose) ist die Grundlage für jede Entscheidung, auch im Umgang mit KI. Dies ist also die Aufgabe des Managements. Die KI-Policy verknüpft genau das: Sie verbindet den Zweck der Organisation mit einem verantwortlichen technologischen Handlungsrahmen.
Ob es die Organisation eines Industrieunternehmens, eines Dienstleistungsunternehmens oder eine Verwaltung ist, definiert Zweck und Strategie für sich und leitet die Policy ihrer zukünftigen KI-Einsätze ab.
Fazit
Es braucht keine KI-Strategie, sondern eine klare Haltung zum Einsatz von KI – eine AI Policy.
Strategien verändern sich mit Märkten, Trends und Technologien.
Policies dagegen geben Orientierung, Stabilität und Werte, an denen sich alles weitere ausrichten kann.
Wer also mit KI arbeiten will, sollte nicht fragen: „Was ist unsere Strategie?“ – sondern: „Wie unterstützt KI den Zweck unserer Organisation?“
Und am Ende müssen wir uns ehrlich fragen:
Haben wir überhaupt die Daten dafür?
Übrignes
Die AI Policy ist ein zentraler Bestandteil der ISO/IEC 42001, dem internationalen Standard für KI-Managementsysteme.
Diese Norm liefert die Struktur für ein integriertes Managementsystem, mit dem KI-Lösungen vertrauenswürdig, nachvollziehbar und auditfest aufgebaut werden können. Ich empfehle, die Norm als Leitfaden für die eigene KI-Journey zu nutzen.