Digitale Transformation vs. Transformation der Prozesse

Digitale Transformation vs. Transformation der Prozesse
Vergangene Woche fand in Berlin eine der führenden Digitalisierungs- und Transformationskonferenzen Deutschlands statt. Vertreter:innen aus Wirtschaft, Verwaltung und Tech-Szene kamen zusammen, um über Zukunft, KI und den digitalen Wandel zu sprechen.
Die zentrale Botschaft war klar:
Der öffentliche wie auch der private Sektor müssen digitaler werden – und zwar deutlich schneller.
Steigende Anforderungen an Verwaltungsprozesse, wachsender Druck zur Effizienzsteigerung, zunehmende Cyberrisiken und der Bedarf an einer leistungsfähigen Infrastruktur führen uns vor Augen, dass es so wie bisher nicht weitergehen kann.
Und tatsächlich: Es mangelt nicht an Lösungen.
Ob Chatbots für die Bürgerkommunikation, Prozessautomatisierung in Behörden oder KI-gestützte Analysen für Entscheidungsprozesse – die Ideen und Tools sind da. Viele davon smart, kreativ, wirkungsvoll.
Aber: Vieles blieb erstaunlich kleinteilig.
Der Eindruck, der sich durch viele Beiträge zog: Bestehende Prozesse sollen weiterlaufen – nur eben „mit KI“.
Künstliche Intelligenz ist kein Plug-in für alte Systeme
Genau hier liegt das eigentliche Problem.
Künstliche Intelligenz kann mehr, als nur bestehende Abläufe schneller und effizienter machen.
Sie hat das Potenzial, Strukturen radikal zu vereinfachen.
Sie kann eingefahrene Hierarchien hinterfragen und eingefrorene Entscheidungslogiken aufbrechen.
Doch das passiert nicht von selbst – und auch nicht durch die bloße Einführung eines Tools.
Was es braucht, ist ein neues Führungsverständnis.
Ein Denken, das nicht nur Prozesse digitalisiert, sondern Zusammenhänge neu denkt.
Ein Handeln, das nicht nur bestehende Aufgaben automatisiert, sondern die Organisation als Ganzes weiterentwickelt.
Zukunft heißt: Systeme neu gestalten
„Zukunftssicher“, „transformativ“, „bereit für die nächste Ära“ – diese Claims begegneten einem überall auf der Konferenz.
Sie versprechen Zukunft – meinen aber oft nur Optimierung im Bestehenden.
Doch aus Sicht der Zukunftsforschung ist das zu wenig.
Zukunft entsteht nicht, wenn wir bestehende Strukturen effizienter machen.
Zukunft entsteht, wenn wir bereit sind, Systeme neu zu denken und neu zu gestalten.
In einer Welt, die von Unsicherheit, Komplexität und Beschleunigung geprägt ist, brauchen wir keine Werkzeuge, die Symptome übertünchen.
Was wir brauchen, ist echter Strukturwandel – technologisch ermöglicht, aber menschlich geführt.
Führung in der Ära der KI: Mehr als Teamleitung
Die Frage, die wir aus Berlin mitgenommen haben, lautet:
Wie sieht eine Führung aus, die nicht nur Menschen führt, sondern auch Datenflüsse, Entscheidungsräume und technologische Potenziale?
Es reicht nicht, agile Methoden zu implementieren oder KI-Systeme zu integrieren.
Es geht darum, die Architektur von Organisationen neu zu denken.
Technologie kann zum Enabler werden – aber nur, wenn sie eingebettet ist in ein kluges Zusammenspiel aus Verantwortung, Teilhabe und strategischer Weitsicht.
Und ja – auch eine kritische Auseinandersetzung mit dem Technologie-Hype gehört dazu.
Nicht alles, was technisch möglich ist, ist gesellschaftlich sinnvoll.
Deshalb brauchen wir offene Diskurse über Wirkung, Folgen und Zielbilder technologischer Transformation.